Über die spezifischen Elemente und Qualitäten des Erlebens von Nahtoderfahrungen (NTE) wurde in den letzten Jahren viel geforscht und geschrieben. Sie haben in der Regel eine profunde Auswirkung auf das Weltbild und die Einstellung zum Leben der betroffenen Personen. Bekannte Elemente sind beispielsweise der „Lebensfilm“, also das in Sekundenschnelle ablaufende Panorama erlebter Situationen und Erfahrungen, Glücksempfinden, Begegnungen mit Verstorbenen und mit mystischen Wesen sowie das Durchqueren eines dunklen Tunnels, an dessen Ende ein helles Licht zu sehen ist. Manche dieser Wahrnehmungen treten auch im Zusammenhang mit der Einnahme von DMT-haltigen Psychedelika wie etwa dem in den „magic mushrooms“ enthaltenen Psilocybin auf. Aufgrund der berichteten Ähnlichkeiten der Erfahrungselemente stellt sich die Frage, ob nicht die Ausschüttung von endogenem, also im eigenen Körper produziertem DMT für das Entstehen von NDE verantwortlich sein könnte.
Drei Forscher an der University of Greenwich untersuchten in einer Einzelfallstudie eine Person, die eine bakteriellen Hirnhautentzündung erlitten und in diesem Kontext eine klinisch gut dokumentierte Nahtoderfahrung gemacht hatte. Diese Person hatte auch Erfahrungen mit DMT und willigte in eine kontrolliert durchgeführte Vergleichsstudie ein. Mit einem qualitativen methodologischen Ansatz wurden die Berichte zur Nahtoderfahrung und zu dem Erleben unter dem Einfluss von DMT analysiert. Neben vielen Ähnlichkeiten zeigten sich auch signifikante Unterschiede, die tendenziell dagegensprechen, dass NTE allein auf die Wirkung endogener DMT-Produktion zurückzuführen seien. Zwar ist die Verallgemeinerbarkeit bei Einzelfallstudien naturgemäß stark eingeschränkt, doch bietet der Artikel einen guten Überblick über verschiedene Erfahrungen und Deutungsmodelle im Kontext von NTE und dem willentlich durch DMT beeinflussten Bewusstseinszustand.