In der neuen Studie des Monats wird ein Aufsatz der bemerkenswerten psychologischen Anthropologin Tanya Luhrmann vorgestellt, die sich darin mit dem Phänomen der Halluzinationen beschäftigt. Mit ihrem kulturvergleichenden Ansatz differenziert sie verschiedene Varianten von halluzinativen Erfahrungen, die keineswegs alle als belastend erfahren und als pathologisch betrachtet werden müssen. In ihren Feldstudien zu charismatischen religiösen Gruppen in den USA bekam sie ebenso erwünschte und bereichernde Halluzinationserfahrungen berichtet, wie dies aus dem Bereich indigener Spiritualität, etwa aus Formen des Schamanismus bekannt ist.
Neben drei Mustern (patterns) von Halluzinationserfahrungen zeigt sie auch die kulturellen Bedingungen und Einflüsse auf die Art dieser Erfahrungen auf und beschreibt zwei Formen von Lernerfahrungen, die Auswirkungen auf die Erlebensweise von Halluzinationen haben. Mit der Betonung der Bedeutung solcher kultureller Einflüsse auf die Interpretation und den Umgang mit außergewöhnlichen Erfahrungen, die in unserer Kultur nach wie vor schnell in Gefahr geraten, pathologisiert zu werden, wird ein Punkt berührt, der auch auf der kommenden, am 26-27. April 2013 stattfindenden GfA-Tagung "Klinische Parapsychologie" eine große Rolle spielen wird.