Das Phänomen der historischen Hexenverfolgungen im europäischen Kulturraum ist trotz vielfältiger Forschungsbemühungen mit fundamentalen Erklärungslücken behaftet. Sich widersprechende Thesen - etwa die Krisentheorie von Behringer, nach der der Ausbruch der großen Verfolgungswellen mit der sog. "Kleinen Eiszeit" begründet wird, die Missernten und Hungerkrisen mit sich brachte, oder die volkskundlich-ethnologisch geprägte These einer 'magischen Volksreligiosität', die durch das Christentum ausgeschaltet werden sollte - ließen wichtige Fragen unbeantwortet. Der Historiker Gerd Schwerhoff bereichert die wissenschaftliche Diskussion mit einigen bedenkenswerte Überlegungen in dem erhellenden Aufsatz, den wir als "Studie des Monats" vorstellen.
Mit der Wahl dieses Aufsatzes schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe, denn im ersten Teil referiert und würdigt er den provokativen und wichtigen Beitrag, den Monika Neugebauer-Wölk zur Hexenforschung lieferte, etwa, in dem sie die Rolle der Renaissance-Magie im Kontext der Hexenverfolgung herausarbeitete. Im zweiten Teil diskutiert Schwerhoff Neugebauer-Wölks Argumente, relativiert sie an einigen Stellen mit dem Hinweis auf die hohe Komplexität des Phänomens und ergänzt sie durch eigene Überlegungen. Damit bekommt man einen sehr guten Einblick in die Grundzüge der wissenschaftlichen Debatten um die Hexenverfolgungen.