Unter "physikalischem Mediumismus" versteht man das Auftreten von scheinbaren Materialisationen und anderen spektakulären Phänomenen im Rahmen von spiritistischen Sitzungen, sog. Seancen. Bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts hinein war dies in der "okkulten" Szene relativ weit verbreitet und sorgte in der Gesellschaft für große Aufmerksamkeit und Kontroversen. Weil aber immer wieder Medien des Betrugs überführt werden konnten, geriet der "physikalische Mediumismus" schließlich so sehr in Verruf, dass ihn niemand mehr vertreten wollte und er als kulturelles Phänomen ausstarb. So schien es zumindest bis vor kurzem. 1995 bildete sich jedoch in der englischen Ortschaft Scole eine neue spiritistische Gruppe, die behauptete, solche Phänomene würden bei ihren Seancen wieder regelmäßig auftreten.
Wissenschaftler der "Society for Psychical Research" (SPR) untersuchten daraufhin die Aktivitäten der Scole-Gruppe im Detail. Ergebnis war der im November 1999 publizierte "Scole Report", ein 450 Seiten umfassender Forschungsbericht, demzufolge tatsächlich einige sehr spektakuläre Phänomene dokumentiert werden konnten. Es folgte eine heftige Kontroverse innerhalb der SPR zur Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit der Untersuchungsergebnisse.
Als aktuelle "Studie des Monats" haben wir einen zusammenfassenden Übersichtartikel des Hauptuntersuchers der SPR zur "Scole Group", Montague Keen, ausgewählt, der im zurückliegenden Jahr im Journal of Scientific Exploration erschien. Sie können ihn hier als PDF-Datei herunterladen:
Keen greift darin auch die Kontroversen auf, die sich um den "Scole Report" entwickelt haben – z.B. ob "Humes Argument gegen Wunder" in diesem Zusammenhang ein legitimes Vorbringen ist.
In der Schweiz haben Mitglieder des Basler Psi-Vereins (BPV) ebenfalls an Sitzungen der Scole-Gruppe teilgenommen und einen Bericht dazu verfasst, den Sie als Ergänzung hier finden können:
Lucius Werthmüller: Lichtertanz im Keller - eine experimentelle Seance mit der Scole-Gruppe