Es ist etwas gewagt, einen Text als Studie des Monats vorzustellen, den ich selbst nur teilweise verstehe, da er grundlegende Probleme der Teilchenphysik behandelt. Als Psychologe habe ich nur oberflächliche Kenntnis dieses Teilgebiets der Physik und manche Aspekte in dem Artikel „sind böhmische Dörfer“ für mich. Dennoch habe ich den Text als stimulierend empfunden, denn deren Autorin, die Physikerin und Wissenschaftsjournalistin Natalie Wolchover, gibt darin einen guten Überblick über die schwierige Situation der Elementarteilchenphysik. In diese Forschung fließen gigantische Summen, ohne dass während der letzten Jahre nennenswerte Erkenntnisse gewonnen worden wären … außer, dass die bisherigen reduktionistischen Lösungsversuche im Finden immer kleineren Teilchen offenbar auf einem falschen Verständnis der physikalischen Realität beruhen. Diesen Beinahe-Stillstand kann man sehr pessimistisch sehen und man könnte der theoretischen Physik und deren Modellen Realitätsferne vorwerfen; oder aber man kann – in einer optimistischeren Sichtweise – eine Situation kurz vor einem wissenschaftlichen Paradigmenwechsel im Sinne der Struktur wissenschaftlicher Revolutionen nach dem Wissenschaftsphilosophen Thomas Kuhn annehmen. Diese Möglichkeit jedenfalls erwähnt Wolchover gleich zu Beginn.
Das Faszinierende aus meiner Perspektive ist jedenfalls, dass sich die (Astro-)Teilchenphysiker über das „unnatürliche“ Verhalten des Universums und der Elementarteilchen wundern. Die Suche mit den bislang verwendeten theoretischen Modellen in Richtung des immer Kleineren führt zu Widersprüchen, bei denen offenbar nur ein fundamentaler Perspektivwechsel eine Lösung verspricht. Dieser Perspektiv- oder Paradigmenwechsel besteht darin, dass man „Low-Energy/Long-Distance“-Physik (IR) mit „High-Energy/Short-Distance“-Physik (UV), die bislang als unabhängig betrachtet worden waren, verbindet und komplexe Wechselwirkungen „des ganz Kleinen mit dem ganz Großen“ in Betracht zieht. Falls ich es richtig verstanden habe …