„Tricking the Trickster“ – diesen markanten Titel trägt ein Aufsatz, den ich als Studie des Monats vorgestellen will. In der experimentellen parapsychologischen Forschung machen die Wissenschaftler regelmäßig die Erfahrung, dass sich Psi-Phänomene „tricksterhaft“ verhalten und dadurch sich der Vorhersagbarkeit entziehen (siehe dazu das Buch „The Trickster and the Paranormal“ von George P. Hansen). Dieser Effekt selbst scheint bis zu einem gewissen Grad vorhersagbar zu sein, erfordert allerdings eine Änderung des Blickwinkels. Eine solche hat der amerikanische Parapsychologe und wissenschaftliche Leiter des Institute of Noetic Sciences (IONS), Dean Radin, bei der Reanalyse alter Daten zweier langjähriger Online-Experimente vorgenommen. Die Experimente laufen seit dem Jahr 2000 am IONS. Inzwischen haben mehr als 200.000 Menschen daran teilgenommen. Der gesammelte Datensatz umfasst 114 Millionen Trials.
Die Ergebnisse der konventionellen Auswertung sind ernüchternd: Die Trefferquote der kombinierten beiden Experimente entspricht der Zufallserwartung. Mit einer sequentiellen Analyse der Daten, die Radin nach einer Methode von Wissenschaftlern der Gruppe Spindrift vornahm, konnte er allerdings ein verdecktes Muster in den Daten finden, das eine hochsignifikante Abweichung von der Zufallserwartung darstellt. Dieses Muster hat nichts mit den direkten Treffern zu tun, sondern mit Abfolgen von Treffern und Fehlschlüssen. Der gefundene Effekt ist zwar sehr klein, aber aufgrund der großen Anzahl der Trials hochsignifikant. Dieser Befund hat auch nach mehreren Kontrolluntersuchungen auf Artefakte Bestand. Sollte er repliziert werden können, wäre dies ein wichtiger Baustein zum Verständnis der „Trickster“-Qualität von Psi.