Im Jahr 2002 wurde an der Universität Heidelberg der Sonderforschungsbereich "Ritualdynamik" (SFB 619) eingerichtet, der sich multidisziplinär ausschließlich mit dem Thema Rituale, deren Veränderungen und ihrer Dynamik befasst. Eine der vielen aus diesem SFB resultierenden Publikationen ist der spannende Sammelband mit dem Titel "The Problem of Ritual Efficacy" (2010), der vom Leiter des anthropologischen Instituts der Universität Heidelberg William S. Sax gemeinsam mit seinen Kollegen Jan Weinhold und Johannes Quack herausgegeben wurde. Erfreulicherweise wurde mir vom Verlag die Erlaubnis erteilt, das vorzügliche einleitende Kapitel von Sax als Studie des Monats online zur Verfügung zu stellen. Der Autor behandelt darin grundlegende Fragen zur Wirksamkeit von Ritualen und weist auf gängige Fehlschlüsse und Irrtümer hin, die die an den modernen Wissenschaftsparadigmen orientierte Forschung allzu oft prägen.
Sie bestehen unter anderem in der Annahme, dass es sich bei einem Ritual um ein ineffektives und/oder rein formales Tun handelt, aber auch, dass ein Ritual zu einem natürlichen Objekt verdinglicht wird, obwohl es sich um eine analytische Kategorie handelt. Neben solchen grundlegenden Überlegungen zur Bewertung von Ritualen und deren Wirksamkeit bietet das einleitende Kapitel von Sax auch Hinweise auf die anderen, im Buch versammelten Beiträge, beispielsweise zu einem sehr lesenswerten Aufsatz von Howard Brody zu "Ritual, Medicine, and the Placebo Response".
Mit freundlicher Genehmigung von Oxford University Press, New York.