Die Bezeichnung “Placebo-Effekt” wurde bis in die 1990er Jahre hauptsächlich als eine Art Erklärungs-Placebo verwendet und der Effekt selbst vorwiegend als eine Art „Dreckeffekt“, als aus wissenschaftlicher Sicht unangenehmer „Beifang“, abgetan, der letztlich vernachlässigbar war. Seither hat sich die Situation stark verändert. Ein wichtiger Meilenstein war dabei die Veröffentlichung des Aufsatzes „Deconstructing the placebo effect and finding the meaning response“ von Moermann & Jonas in den Annals of Internal Medicine im Jahr 2002. Die Autoren lenkten die Aufmerksamkeit auf die „Bedeutung“, die von Patienten einer Behandlung zugeschrieben wird, und damit auch auf den Zusammenhang von Psyche und Physis, von Geist und Materie.
Dachte man zunächst, dass die Teilnehmenden an einer Placebo-Studie zur Erzielung des Effekts von der Möglichkeit einer „echten“ Behandlung überzeugt sein müssen, d.h. dass sie nicht wissen, ob sie z.B. ein „echtes“ (Verum) oder ein Scheinmedikament (Placebo) bekommen, so stellte sich heraus, dass auch offene Placebobehandlungen (open-label placebo therapy) wirksam sein können. Es ist also nicht unbedingt eine Verblindung für den Effekt notwendig. Die hier vorgestellte Studie des Monats von einer Forschergruppe um Prof. Stefan Schmidt bietet einen Überblick zu solchen Open-Label-Placebo-Studien. Die Meta-Analyse zu den elf dafür herangezogenen Studien ergab spannende Befunde.