Die Zeit um den Jahreswechsel herum regt in vielen Menschen das Bedürfnis nach Bilanzierung und Ausblick an. Für die Gesellschaft für Anomalistik ergibt sich derzeit ein besonderer Anlass für eine Statusbestimmung, denn im zehnten Jahr des Bestehens der Zeitschrift für Anomalistik (ZfA) wurde mit dem Band 9 (die Zeitverzögerung ist eine hoffentlich bald behobene 'Anomalie'!) die erste von Gerd H. Hövelmann als verantwortlichem Redakteur betreute Ausgabe publiziert. Hövelmann nahm die Gelegenheit wahr, in seinem lesenswerten und bilanzierenden Editorial einige grundlegende Probleme der Anomalistik, unter anderem zur Bestimmung von dessen Gegenstand, anzusprechen. Nachdem man dies im Rahmen eines Editorials nur anreißen und nicht in einem angemessenen Umfang bearbeiten kann, habe ich einen Aufsatz als Studie des Monats gewählt, der ausschließlich diesem Thema gewidmet ist.
Der theoretische Physiker Harald Atmanspacher entwickelt darin eine Typologie wissenschaftlicher Anomalien auf der Grundlage ihrer Anschlussfähigkeit an akzeptiertes Wissen, die er als "Anomalien an der Grenze des Wissens", "wissenschaftliche Binnenanomalien" und "Anomalien im Niemandsland" bezeichnet. Nicht jeder wird der hinsichtlich ihrer analytischen Klarheit vorzüglichen Arbeit in ihren Schlussfolgerungen folgen wollen, vor allem, was die Bewertung des dritten Typus, der "Anomalien im Niemandsland", anbelangt - darunter fallen klassische 'paranormale' Phänomene wie die Psychokinese -, doch dürfte der Text genügend Anlass für eine kritische Reflexion und Diskussion bieten. Man kann ihn durchaus auch als einen ergänzenden und in mancher Hinsicht eine Gegenposition einnehmenden Beitrag zu den provozierenden kritischen Reviews sehen, die im Band 9 der ZfA zu den Proceedings der Internationalen Konferenz in Utrecht: "Charting the Future of Parapsychology" (2009) veröffentlicht wurden.
Der Link führt zu einer Preprint-Version des Textes.