{slider Titelseite|closed}

Zeitschrift für Anomalistik Band 1 (2001) Nr. 1{/sliders}


S. 3-5:

Editorial

{ln:Edgar Wunder}

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S. 6-38:

Mord und Entführung: was man alles tun kann, um Literatur zu erkennen

Ulf Harendarski

{slider Zusammenfassung/Abstract|closed}

Zusammenfassung – Erklären oder Verstehen, Methode oder Interpretation ist eine Frage, deren Bedeutung sich an der momentan literarisch sich präsentierenden, musterhaften Geschichte „Entführt von Außerirdischen“ gut verfolgen lässt. Am Diskurs zum Thema ist ablesbar, dass er eindeutig zur Erklärung tendiert, aber wohl keine bisher vorgebrachte Erklärung kann Anspruch auf fundierte Überzeugungskraft erheben. Anhand des logischen Schlusses „Abduktion“ nach Charles S. Peirce ist darstellbar, dass sich der Diskurs auf der Ebene widerstreitender, erklärender Hypothesen befindet, ein Zeitpunkt, der aus semiotischer Sicht „Versuch, zu verstehen“ genannt werden kann. Es ist allerdings schwer zu verstehen, warum diese legitimen Versuche zu verstehen, unbedingt mehr sein sollen als das. Nach einem Plädoyer, die Erzählung als besondere, ritualisierte Form von Literatur zu interpretieren, werden einige Textbeispiele transkribierter Hypnosesitzungen mit dem Gegenstand „Entführungserzählung“ und Vorgespräche mit kurzer, einführender Beschreibung vorgelegt. Als Fazit kann die nur scheinbar banale Äquivalenzdefinition gelten: Hypnose ist Suggestion. Und die Suggestion beginnt längst vor der eigentlichen Hypnose. Diese Erkenntnis ist relevant für die Entscheidung, ob wir bereit sein wollen, das in einer solchen Suggestions-Situation Erzählte als „Bericht“ zu werten.

Abstract – Whether one prefers explanation over understanding, method over interpretation depends on the analysed system of signs (text). What this means today will be worked out at the example of the literary presented type-narration “Abducted by Aliens”. The discourse on this subject shows an obvious tendency towards explanation. However, none of those explanations seems to be substantiated enough. Based on the logical inference “abduction” by Charles S. Peirce the discourse can be described as being on the level of conflicting, explaining hypotheses. This state of affairs should be called “attempt to understand” from the semiotic point of view. So, in the case of the “Abducted by Aliens” story, it is difficult to understand why the reasonable but experimental “attempt to understand” is forced to be more than that. This paper starts with a plea to interpret the narration as a special, ritualised way of literature. Then a few examples of transcribed hypnosis settings with the narrated plot “Alien Abduction” and preparatory talks with a short introducing description follow. The result may seem to be banal but isn’t: hypnosis can be defined as equal to suggestion. When hypnosis starts, suggestion has already taken place. To realize this is relevant for the decision whether we should interpret what is narrated in an absolutely suggestive setting as a “report”.{/sliders}

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  • Wilhelm Gauger: Mehr als "bloße" Fiktion
  • {ln:Gerd H. Hövelmann}: Was wissen wir, wenn wir Literatur erkannt haben?
  • Angelika Karger: Ein "Trick" als wissenschaftlich sinnvolles Verfahren?
  • {ln:Ulrike Voltmer}: Pierce steht Pate

Der Autor antwortet:

  • Ulf Harendarski: Nachsichtigkeitskriterien

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S. 39-59:

Four Types of Explanations of CE IV UFO Reports

Gerald Eberlein

{slider Abstract/Zusammenfassung|closed}

Abstract – Based on a review of recent CE IV explanations in the literature the author distinguishes, from the point of view of the analytic philosophy of the social sciences, four different types of hypotheses: The first, naive-realistic hypothesis of actual alien abductions seems indefensible due to a lack of evidence. If – from a pragmatic point of view – a multi-faceted explanation is considered, the second, psychoreductionist hypothesis could serve as an explanation for the neurophysiological mechanisms of the experience. This mode of explanation could apply to personality traits of experiencers. The third, constructionist hypothesis – with concepts such as archetypal imagery, synchronicity and imaginal realm – includes the sociocultural dimension (actualization of depth-psychological potential) and societal situation of the mainly Anglo-Saxon experiencers. The fourth hypothesis, that of a “Universal Consciousness”, or a “Mind at Large”, is not scientific but metaphysical and therefore untestable.

Zusammenfassung – Basierend auf einem Literaturüberblick zu kürzlichen Erklärungsversuchen für CE IV-Fälle differenziert der Autor aus der Perspektive einer analytischen Philosophie der Sozialwissenschaften vier typische Erklärungsmuster: Das erste – die naiv-realistische Hypothese von tatsächlichen Entführungen durch Außerirdische – scheint unhaltbar, da hierfür die Belege fehlen. Wendet man sich pragmatisch vielgestaltigeren Erklärungen zu, könnte die psychoreduktionistische Hypothese als das zweite Erklärungsmuster zum Verständnis der neurophysiologischen Mechanismen der Erfahrung dienen. Dieser Erklärungstyp nimmt Bezug auf die Persönlichkeitseigenschaften der die Erfahrungen berichtenden Personen. Als drittes Erklärungsmuster bezieht die konstruktivistische Hypothese mit Konzepten wie archetypischen Vorstellungen, Synchronizität und eigenständigen Imagination die soziokulturelle Dimension (Aktualisierungen tiefenpsychologischer Potentiale) und die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der fast ausschließlich angloamerikanischen Erfahrenden mit ein. Die vierte Hypothese eines „Universalen Bewusstseins“, eines „globalen Weltgeistes“, ist keine wissenschaftliche sondern metaphysische und deshalb untestbar.{/sliders}

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  • Stuart Appelle: No lack of hypotheses, but lack of persuasive research
  • Ulf Harendarski: Verstehen, Erklären, Hypothese
  • Alexander Keul: Natural science is not enough to shed light onto the CE IV phenomena
  • Michael Schetsche: Erklärungen des Unerklärlichen

Der Autor antwortet:

  • Gerald L. Eberlein: Anmerkungen zur Archetypen-Theorie und zur Geschichte meines Beitrags

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S. 60-74:

Das "Shaver-Geheimnis": eine frühe Parallele zum UFO-Mythos

Ulrich Magin

{slider Zusammenfassung/Abstract|closed}

Zusammenfassung – Es werden verblüffende strukturelle Ähnlichkeiten zwischen dem modernen UFO-Mythos und dem sog. „Shaver-Geheimnis“ aufgezeigt. Dieses geht zurück auf das Jahr 1943, als Richard S. Shaver einen Brief an den Redaktionsleiter der Science fiction-Zeitschrift Amazing Stories, Ray Palmer, schrieb. Shaver berichtete, er habe die menschliche Ursprache von Atlantis entdeckt. In der sich anschließenden Korrespondenz zwischen Shaver und Palmer entwickelte Shaver eine bemerkenswerte alternative Geschichte der Menschheit. Die Erde sei einst durch Außerirdische besiedelt worden. Degenerierte Nachfahren dieser „alten Rassen“, so genannte Deros, lebten noch heute in großen Höhlensystemen unter der Erdoberfläche. Die Deros verfügten über Gedankenstrahlen und Raumschiffe, sie entführten Menschen, die sie zu Sex-Sklaven machten. Palmer veröffentlichte diese bizarren Fantasien unter dem Titel „Das Shaver-Geheimnis“ in seiner Zeitschrift. Die Auflage stieg in kürzester Zeit von 25.000 auf 250.000 Exemplare. Daraufhin schilderten zahlreiche Leser in Briefen an die Redaktion ebenfalls detailliert ihre Erfahrungen mit den Deros. Die vollkommen fiktive Welt der Deros beinhaltete eine Vielzahl von Motiven, die auch mit dem modernen UFO-Mythos assoziiert sind, z.B. unheimliche nächtliche Besucher, Entführungen durch Außerirdische, Illusionen der Fremdsteuerung, Reisen in die Anderswelt, Men in Black oder abgestürzte Raumschiffe. Es wird die These vertreten, dass das „Shaver-Geheimnis“ als eine der bedeutendsten Wurzeln der sozialen Bewegung der modernen Ufologie zu gelten hat.

Abstract – Baffling structural similarities are demonstrated between the modern UFO myth and the so called Shaver Mystery. Its origin dates back to 1943, when Richard S. Shaver wrote to Raymond Palmer, the editor of the science fiction magazine Amazing Stories. He reported that he had discovered the original language of Atlantis. Palmer and Shaver corresponded, and Shaver told of an amazing alternative history of mankind: Earth had been settled by extraterrestrials, but now these elder races existed only as degenerated Deros in large caverns below ground. These Deros had at their disposal thought rays and spacecraft, and they abducted humans for their own sexual pleasure. Palmer published these bizarre fantasies under the catch-phrase ‘The Shaver Mystery’ in his magazine and hit a goldmine. The print run of Amazing Stories rocketed from 25000 to 250000 copies, large numbers of readers supplied letters with details about their own experiences with the Deros. The completely fictional world of the Deros included many motifs still found in the UFO mythology, e.g. strange visitors, alien abductions, thought control, journeys into the otherworld, MIBs, and crashed saucers. Indeed, it is argued that the ‘Shaver Mystery’ has to be perceived as one of the most important roots of modern ufology as a social movement.{/sliders}

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  • Horst Friedrich: Anderer Grundtenor der UFO-Bewegung
  • Alexander Keul: Allgemeines Strukturschema einer alternativen Realität

Der Autor antwortet:

  • Ulrich Magin: Die UFO-Bewegung hatte mehrere Wurzeln

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S. 75-107:

Die Wahrnehmung der Struktur der deutschsprachigen UFO-Szene: Eine multidimensionale Skalierung von Expertenurteilen

{ln:Edgar Wunder}

{slider Zusammenfassung/Abstract|closed}

Zusammenfassung – 8 Experten (4 Skeptiker, 3 UFO-Falluntersucher, 1 Ufologe) bewerteten 20 Wortführer in der deutschsprachigen öffentlichen Kontroverse um UFOs hinsichtlich der relativen Ähnlichkeit ihrer Meinungen. Um zu untersuchen, ob der Glaube oder Unglaube bezüglich UFOs in unterschiedlichen kognitiven Schemata zur Struktur des mit der UFO-Kontroverse verbundenen sozialen Konflikts resultiert, wurde eine multidimensionale Skalierung der Expertenurteile durchgeführt. Es ergibt sich, dass alle befragten Experten – unabhängig von ihrer eigenen Einstellung zu UFOs – ihre Wahrnehmung der UFO-Szene entlang von drei Dimensionen organisieren: Glaube vs. Unglaube bezüglich UFOs, empirisch-wissenschaftliche vs. ideologische Ausrichtung, populärer vs. elitärer Ansatz. Allerdings fallen auch wesentliche Unterschiede auf. Die Skeptiker perzipieren eine bipolare Struktur der UFO-Szene, d.h. sie sehen nur zwei gut definierte und einander feindselig gegenüber stehende „Lager“: Skeptiker und UFOGläubige. Die UFO-Falluntersucher nehmen dagegen drei – nicht so gut definierte – „Lager“ wahr: Skeptiker, UFO-Falluntersucher und esoterisch orientierte Ufologen. Der eine befragte Ufologe perzipierte ebenfalls drei – nicht sehr gut definierte – „Lager“, jedoch mit anderen Merkmalen. Alle Experten stimmten darin überein, dass das Lager der Skeptiker, d.h. der die Existenz von UFOs Ablehnenden, den höchsten Kohäsionsgrad aufweist.

Abstract – 8 experts (4 skeptics, 3 UFO researchers, 1 ufologist) evaluated 20 leading apologists in the German-speaking public controversy about UFOs, regarding the similarity of their opinions. In order to ascertain whether belief or disbelief in UFOs results in different cognitive schemes about the structure of the social conflict associated with the UFO controversy a multidimensional scaling analysis was conducted. It revealed that all participants – independent of their own opinion about UFOs – organize their perception of the UFO controversy around three dimensions: belief vs. disbelief in UFOs, empirical/scientific vs. ideological approach, popular vs. elitarian orientation. But there are also major differences. The structure perceived by the skeptics is bipolar, i.e. they see only two hostile and well defined camps: skeptics against UFO-believers. On the other hand the UFO researchers perceive three – not as well defined – camps: skeptics, UFO researchers, and ufologists with New Age-orientation. The one ufologist in the sample perceived also three – not very well defined – camps, but with other features. All experts agreed that the skeptics/disbeliever camp shows the highest degree of cohesion.{/sliders}

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  • Judit Laczkó: Neue Maßstäbe für Folgeuntersuchungen
  • Markus Pössel: Erschwert die Feinstrukturiereung von Clustern die inhaltliche Interpretation der globalen Urteilsdimensionen?
  • Oliver Stummer: Sind zuverlässige Aussagen ableitbar?

Der Autor antwortet:

  • {ln:Edgar Wunder}: Was können die nächsten Schritte sein?

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S. 108-114:

Rezensionen

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  • Markus Pössel (2000): Phantastische Wissenschaft
    Rezensent: Klaus Richter
    Rezensent: Roland Horn
  • Robert G. Jahn, Brenda J. Dunne (1999): An den Rändern des Realen
    Rezensent: Alexander Schestag