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Zeitschrift für Anomalistik Band 14 (2014) Nr. 2+3{/sliders}


S. 141-158:

Die blinden Flecken der Entzauberung der Welt. Naturwissenschaft, Parapsychologie und "natürliche Theologie" im frühen 20. Jahrhundert

Egil Asprem

{slider Zusammenfassung/Abstract|closed}

Zusammenfassung – „Das Schicksal unserer Zeit ist die Entzauberung der Welt“ – so äußerte sich Max Weber am Ende des Ersten Weltkriegs. Seit Weber ist die Auffassung, dass monotheistische Theologien und in jüngerer Zeit die Entwicklung der Naturwissenschaften und der technologischen Beherrschbarkeit nicht nur eine Rationalisierung der Gesellschaft bewirkt, sondern auch in drastischer Weise unsere Erwartungen darüber verändert hätten, was die Natur beinhalte und was wir möglicherweise darüber wissen könnten, zu einer wirkmächtigen Grundlage von Theorien der Moderne geworden. Indes zeigt eine sorgfältige historische Untersuchung, dass die moderne Naturwissenschaft in einer komplexen Beziehung zu den „geheimnisvollen und unberechenbaren Mächten“ steht, die Weber mit einem ‚verzauberten‘ Blick auf die Welt assoziierte. Mit diesem Artikel soll ein Überblick über zentrale Entwicklungen in den Naturwissenschaften und damit zusammenhängenden intellektuellen Feldern des frühen 20. Jahrhunderts gegeben werden, die allesamt eine solche Sichtweise der Entzauberung in Frage zu stellen scheinen.

Schlüsselbegriffe: Entzauberung der Welt – natürliche Theologie – Vitalismus – Geschichte der Parapsychologie – Theorie der Emergenz

Abstract – “The fate of our times is the disenchantment of the world” – thus spoke Max Weber at the close of World War I. Since Weber, the notion that monotheistic theologies, and more recently, the growth of the natural sciences and technological mastery, have effected not only a form of rationalisation of society but also changed, in a drastic way, our expectations of what nature might contain, and what we can possibly know about it, has become an influential bedrock of theories of modernity. However, a careful historical investigation will show that modern natural science has had a complex relationship with the “mysterious and incalculable powers” that Weber associated with an enchanted view of the world. This article gives an overview of key developments in the natural sciences and related intellectual fields of the early twentieth century that all seemed to challenge a disenchanted perspective.

Keywords: disenchantment of the world – natural theology – vitalism – history of parapsychology – emergence theory{/sliders}

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S. 159-223:

Politische Ideologie vs. parapsychologische Forschung. Zum Spannungsverhältnis von Marxismus-Leninismus und Parapsychologie am Beispiel von DDR und UdSSR

Martin Schneider, {ln:Andreas Anton}

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Zusammenfassung – Der Beitrag knüpft direkt an den Artikel Otto Prokop, das Ministerium für Staatssicherheit und die Parapsychologie von Florian Mildenberger in der vorletzten Ausgabe der Zeitschrift für Anomalistik und die dadurch angeregte Diskussion an. Zwei kontroverse Aspekte sollen hier aufgegriffen und vertieft werden: Zum einen die Frage nach der theoretischen Vereinbarkeit parapsychologischer Forschung mit der Weltanschauung des Marxismus-Leninismus, zum anderen das Verhältnis der DDR bzw. der UdSSR zu Parapsychologie und paranormalen Themen. Beim Versuch, die eklatanten Unterschiede im Umgang mit dem Themengebiet in den ‚sozialistischen Bruderstaaten‘ zu erklären, muss berücksichtigt werden, dass in Ostdeutschland bereits vor Gründung der DDR vielfach Säkularisierungsprozesse eingesetzt hatten, während Russland ein Land mit einer langen ‚okkulten Tradition‘ war.

Schlüsselbegriffe: Parapsychologie – Marxismus-Leninismus – Dialektischer Materialismus – DDR – Otto Prokop – Sowjetunion

Abstract – The article aims to contribute to the discussion incited by Florian Mildenberger‘s paper, Otto Prokop, das Ministerium für Staatssicherheit und die Parapsychologie in Zeitschrift für Anomalistik 13 (2013). Two controversial aspects will be examined further; first, the question of compatibility of psychical research and Marxism-Leninism; second, the way that psychical research and paranormal issues were dealt with in the GDR and USSR. The authors argue that any attempt to explain the significant differences found, needs to take into consideration that the GDR was – even at its foundation – a considerably secularised country, whereas Russia had a long ‚occult tradition‘.

Keywords: Parapsychology – Marxism-Leninism – Dialectical Materialism – GDR – Otto Prokop – Soviet Union{/sliders}

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Es kommentieren:

  • Mark Benecke: Die Politik eines Unpolitischen
  • {ln:Gerd H. Hövelmann}: Psychotronik = Parapsychologie ≠ Psychotronik?
  • Serge Kernbach: Early Psychotronics: German Roots?
  • Wilfried Kugel: Apage Psi!
  • {ln:Gerhard Mayer}: Forschungstradition und der Blick auf den fernen Rivalen
  • Helmut Pfaff: Von der scheinbaren Nichtanschlussfähigkeit der AgEs zu ihrer politischen Integration

Die Autoren antworten:

  • Martin Schneider, Andreas Anton: Prokop, Engels, Psychotronik – Gedanken zu den Kommentaren

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S. 224-247:

Zwischen Tradition und Transformation – kabbalistische Vorstellungen und Praktiken in der religiösen Gegenwartskultur

Nicole Maria Bauer

{slider Zusammenfassung/Abstract|closed}

Zusammenfassung – In der religiösen Gegenwartskultur lässt sich seit einigen Jahren ein Transformationsprozess konstatieren, der sich vor allem durch Synkretismen von religiösen und populärkulturellen Elementen auszeichnet. Ausdruck dieses Wandels ist u.a. das Kabbalah Centre, in dem jahrhundertealte Traditionen jüdischer Provenienz mit Elementen anderer religiöser Traditionen und Versatzstücken der Populärkultur vermischt werden. Einen wesentlichen Einfluss auf diesen Prozess nimmt der sog. therapeutische Diskurs. Auf diese Weise werden die Bedeutungen und Zuschreibungen an die alten Traditionen transformiert. In dem Artikel wird diese Transformation anhand der Beispiele des Sefer ha-Sohar sowie der Meditation über die 72-Namen-Gottes beispielhaft dargestellt. In beiden Fällen handelt es sich um kabbalistische psycho-physiologische Praktiken, die in Hinblick auf die Selbstoptimierung einzelner Akteure ihrem spezifisch jüdischen Ursprung enthoben und umgedeutet werden. Sie befinden sich somit in einem Spannungsfeld zwischen Tradition und Transformation und können als Beispiel des o.g. Wandels gelten.

Schlüsselbegriffe: Kabbala – Religion – Spiritualität – Populärkultur – psychophysiologische Praktiken

Abstract – In contemporary religious culture a process of transformation characterized by a syncretism of religious and popular culture has been observed in recent years. A manifestation of this kind of change is, for instance, the Kabbalah Centre, in which century-old traditions of Jewish provenance are intermingled with other religious traditions and aspects of popular culture. A major influence on this transformation is exerted by the so-called therapeutic discourse. In this way the meanings and attributions regarding the ancient traditions are transformed. In the article these transformations are described exemplarily through the Sefer ha-Sohar and the Meditation on 72-Names-of-God. Both cases are examples of cabalistic psycho-physiological practices being taken out of their specific jewish context and reinterpreted in order to support the self-improvement of individual agents. Hence they are in a field of tension between tradition and transformation and can be regarded as examples of the changes mentioned above.

Keywords: Kabbalah – Religion – Spirituality – Pop culture – psychophysiological practices{/sliders}

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S. 248-316:

Zur Klärung grundlegender Begriffe und Konzepte der Parapsychologie und verwandter Disziplinen

Michael Tremmel

{slider Zusammenfassung/Abstract|closed}

Zusammenfassung – Die Begriffe parapsychisch, parapsychologisch, paranormal und psi unterscheiden sich in ihren Konnotationen. Der Begriff anomal ist weder synonym mit diesen Begriffen, noch bedeutet er unerklärt, sondern abweichend von dem, was Standard, häufig, normal, üblich oder erwartet ist. Die Anomalistische Psychologie, so wie sie gegenwärtig begriffen wird, beschäftigt sich ausschließlich mit subjektiv anomalen Erfahrungen, anstatt mit der gesamten Bandbreite anomaler Erfahrungen, und sollte daher umdefiniert werden. Der Begriff außergewöhnliche Erfahrungen ist weder synonym mit parapsychische Erfahrungen, paranormale Erfahrungen usw., da er Subjektivität impliziert, noch ist er weltanschaulich neutral, da er Seltenheit, Besonderheit usw. suggeriert. Weder gilt das ihm zugrundeliegende Konzept für alle phänomenologischen Ansätze in der Parapsychologie, noch sollte es die einzige Grundlage für Ansätze in der Klinischen Parapsychologie sein. Objektiv anomale Erfahrungen und ihre unmittelbaren Wirkungen, die nicht von persönlicher Interpretation abhängen, werden in der Klinischen Parapsychologie vernachlässigt, obwohl sie unterschiedliche Diagnosen und Behandlungsansätze erfordern könnten. Forscher sollten Begriffe und Konzepte achtsam verwenden, da sie die Forschung in großem Maße beeinflussen. Um die gesamte Bandbreite objektiv anomaler Erfahrungen zu erforschen, sollten, zumindest in der Datenerhebungsphase, alle die genannten Begriffe fallen gelassen werden.

Schlüsselbegriffe: anomal – Anomalistische Psychologie – außergewöhnliche Erfahrungen – Definition – Klinische Parapsychologie – Konzeptualisierung – paranormal – parapsychisch – Parapsychologie – psi

Abstract – The terms psychic, parapsychological, paranormal, and psi differ in their connotations. The term anomalous is neither synonymous with these terms nor means unexplained, but deviating from what is standard, common, normal, usual, or expected. Anomalistic psychology, as it is currently conceived, is exclusively concerned with subjectively anomalous experiences instead of the full range of anomalous experiences and thus should be redefined. The term exceptional experiences is neither synonymous with psychic experiences, paranormal experiences, and so forth as it implies subjectivity, nor ideologically neutral as it connotes rarity, specialness, and so forth. The concept underlying it neither applies to all phenomenological approaches in parapsychology nor should be the only basis for approaches in clinical parapsychology. Objectively anomalous experiences and their immediate effects, which do not depend on personal interpretation, are neglected in clinical parapsychology, although they might indicate different diagnoses and treatment approaches. Researchers should use terms and concepts mindfully as they influence research to a great extent. In order to investigate the full range of objectively anomalous experiences, all of the mentioned terms should be abandoned, at least in the data collection stage.

Keywords: anomalous – anomalistic psychology – exceptional experiences – definition – clinical parapsychology – conceptualization – paranormal – psychic – parapsychology – psi{/sliders}

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Es kommentieren:

  • Renaud Evrard: Sind außergewöhnliche Erfahrungen lediglich Spontanfälle? Eine Antwort an Michael Tremmel
  • Wilfried Kugel: Nomen nominandum

Der Autor antwortet:

  • Michael Tremmel: Parapsychologie – nomen est omen

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S. 317-326:

Essay Review: Mit den Toten im Gespräch. Entwicklung der spiritualistischen Bewegung weltweit

Walter Meyer zu Erpen

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S. 327-336:

Rezensionen

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  • Marjorie T. Johnson (2014). Seeing Fairies. From the Lost Archives of the Fairy Investigation Society: Authentic Reports of Fairies in Modern Times
    Rezensent: {ln:Gerhard Mayer}
  • Werner Betz (2014). Kräfte aus dem Nichts? Geheimnisvolle Orte und rätselhafte Energien
    Rezensent: Wilhelm Kaltenstadler
  • Karin Riedl (2014). Künstlerschamanen. Zur Aneignung des Schamanenkonzepts bei Jim Morrison und Joseph Beuys
    Rezensent: {ln:Gerhard Mayer}

S. 337: Corrigenda

– im Volltext des Rezensionen-PDF enthalten –


S. 338-341:

Abstractdienst/Literaturspiegel

{ln:Andreas Sommer}, {ln:Gerd H. Hövelmann}

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