ZfA Band 22 (2022), Nr. 1
Zeitschrift für Anomalistik 22-1 als PDF (8,6 MB)
Zeitschrift für Anomalistik 22 (2022), Nr. 1, S. 6–17
DOI: 10.23793/zfa.2022.6
Editorial
{ln:Gerhard Mayer}
Miracles, Anomalies, Anxiety and Paradigms / Wunder, Anomalien, Angst und Paradigmen
Hauptbeiträge
Zeitschrift für Anomalistik 22 (2022), Nr. 1, S. 18–35
DOI: 10.23793/zfa.2022.18
“UFOs exist and everyone needs to adjust to that fact.”
(Dis)Information Campaigns on the UFO Phenomenon
{ln:Andreas Anton}, Fabian Vugrin
Zusammenfassung
“UFOs exist and everyone needs to adjust to that fact” titelte die renommierte US-amerikanische Tageszeitung Washington Post am 28. Mai 2019. Die Grundaussage des Artikels besteht darin, dass im Zuge der jüngsten Veröffentlichungen verschiedener Informationen des US-Militärs zur UFO-Thematik keine Zweifel mehr an der Realität des UFO-Phänomens (im Sinne von unidentifizierten Flugobjekten mit anomalen Charakteristika) bestehen könnten. Diese Positionierung unterscheidet sich in erheblicher Weise von der über Jahrzehnte üblichen Berichterstattung wichtiger Leitmedien in den USA zum UFO-Thema. Der Washington-Post-Artikel steht jedoch nicht alleine, sondern ist Bestandteil einer ganzen Welle von medialen Ereignissen im Zusammenhang mit dem UFO-Phänomen, die seit Ende 2017 in den USA und weltweit viel Aufmerksamkeit erregt haben. Unter anderem wurde bekannt, dass der militärische US-Geheimdienst Defense Intelligence Agency (DIA) von 2007 bis 2012 ein geheimes UFO-Forschungsprogramm mit der Bezeichnung Advanced Aerospace Threat Identification Program (AATIP) unterhielt. Der Artikel beleuchtet die Hintergründe der Ereignisse und bemüht sich mit Blick auf historische PR-Kampagnen und Geheimdienst-Aktivitäten im Zusammenhang mit dem UFO-Thema in den USA um eine kritische Einschätzung und Kontextualisierung der aktuellen Situation. Im Vordergrund steht dabei die Frage, ob hinter der aktuellen Berichterstattung eine gezielte Desinformationskampagne stehen könnte.
Schlüsselbegriffe
UFOs – UAPs – Desinformation – Advanced Aerospace Threat Identification Program – To The Stars Academy
Zeitschrift für Anomalistik 22 (2022), Nr. 1, S. 36–71
DOI: 10.23793/zfa.2022.36
Phänomenologie und Auswirkungen von spontanen Nachtod-Kontakten (NTK) –
Forschungsergebnisse und Fallstudien
Evelyn Elsaesser, Chris A. Roe, Callum E. Cooper, David Lorimer
Zusammenfassung
Ein Nachtod-Kontakt (NTK) tritt auf, wenn eine Person unerwartet und unbeabsichtigt einen bekannten oder unbekannten Verstorbenen wahrnimmt. Diese Kontakte sind direkt, ohne Beteiligung eines Mediums, Verwendung von Hilfsmitteln (z. B. von Instrumentaler Transkommunikation, ITK) oder anderen Verfahren, und sie sind spontan, anscheinend von den Verstorbenen initiiert, ohne Absicht oder Aufforderung seitens der Person, die die Erfahrung macht (des Empfängers). Nachtod-Kontakte sind ein häufiges Phänomen. Aus der Literatur geht hervor, dass 50-60 % der Menschen, insbesondere Trauernde, im Laufe ihres Lebens einen oder mehrere spontane NTK erlebt haben.
Ziel der Studie war es, die Phänomenologie von NTK zu beschreiben und ihre Auswirkungen auf die Empfänger zu analysieren. Wir haben online eine Mixed-Methods-Erhebung durchgeführt, bei der ein Fragebogen mit 194 Items zu allen Aspekten der NTK verwendet wurde, welcher von 1.004 Teilnehmern in den drei Projektsprachen (Englisch, Französisch und Spanisch) ausgefüllt wurde.
Durch eine Reihe von Fragen konnten die Arten der NTK, die Umstände ihres Auftretens, ihr Verlauf und ihre Charakteristika, die partielle Lähmung während der NTK, die von den Empfängern wahrgenommenen Botschaften und das Profil der wahrgenommenen Verstorbenen ermittelt werden. Wir untersuchten die Auswirkungen der NTK auf die Spiritualität, die Glaubenssysteme und Einstellungen zum Tod und zum Überleben des Bewusstseins sowie auf den Trauerprozess. Die ausgewerteten Daten zeigen, dass ein NTK als positive Lebenserfahrung angesehen wird, die sich tröstlich und heilsam auf den Trauerprozess auswirkt.
Schlüsselbegriffe
Nachtod-Kontakt (NTK) – Phänomenologie – Glaubenssystem – Trauerbewältigung
Zeitschrift für Anomalistik 22 (2022), Nr. 1, S. 72–75
DOI: 10.23793/zfa.2022.72
Hans Bender and the Poltergeist. Introductory Comments to “Wanted: The Poltergeist”
Eberhard Bauer
Zeitschrift für Anomalistik 22 (2022), Nr. 1, S. 76–135
DOI: 10.23793/zfa.2022.76
Wanted: The Poltergeist
Description and discussion of a collection of 54 RSPK reports of the years 1947–1986, kept at the Freiburg Institute for Frontier Areas of Psychology and Mental Health
Monika Huesmann, Friederike Schriever
Zusammenfassung
54 RSPK-Berichte des Freiburger Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene (IGPP) aus den Jahren 1947 bis 1986 wurden quantitativ-statistisch ausgewertet. Mit Hilfe eines eigens entwickelten Fragebogens wurden möglichst detaillierte Informationen zu den berichteten Phänomenen, den Spukbetroffenen, der Fokusperson, den Zeugen sowie zur Aufklärung und Dokumentation erhoben. Während Teil 1 dieser Auswertung der Phänomenologie des Spuks allgemein gewidmet ist, fokussiert Teil 2 auf Spukbetroffene und Spukfokuspersonen (FP). Der Vergleich zur Phänomenologie des Spuks in vorhandenen Fallsammlungen erbrachte deutliche Übereinstimmungen, aber auch markante Unterschiede z.B. bezüglich der durchschnittlichen Dauer des Spuks. Über eine Faktorenanalyse wurden zwei Faktoren gefunden, die durch eine anschließende Clusteranalyse bestätigt wurden. Der erste Faktor wurde „Novum- oder Strukturfaktor“ genannt, da in ihn nur Items eingehen, die auf etwas Neues, Hinzukommendes, strukturell Veränderndes weisen (z.B. „Apporte“, „Penetrationen“, „Graffiti“). Den zweiten Faktor bezeichneten wir als „Veränderungs-“ oder „Verhaltensfaktor“, da er durch Items definiert wird, die beschreiben, dass etwas Vorhandenes Veränderung erfährt (z. B. „Gegenstände verschwinden plötzlich“, „Schränke, Türen, Fenster öffnen sich von selbst“). Die Auswertung der Daten zu Spukbetroffenen und FP ergab, dass sie aus allen Bevölkerungsschichten kommen. Sie fühlen sich subjektiv durch die Spukereignisse stark belastet und werden sozial oft isoliert. Nach Abklingen der Phänomene verdrängen sie ihre Erinnerung daran in hohem Maße. 56% der FP war männlichen Geschlechts. Ein großer Teil der FP befindet sich beim Beginn der Phänomene im Pubertätsalter. FP berichten zu einem Drittel über körperliche oder psychische Auffälligkeiten während oder unmittelbar vor Spukphänomenen. Sie klagen ungewöhnlich häufig über konversionsneurotische Symptome (psychogene Lähmungen, Einengung des Bewusstseinsfeldes usw.) sowie über psychogene oder neurologisch verursachte „Absencen“. Inwieweit diese Auffälligkeiten Reaktionen auf das Spukgeschehen sind und auch bei anderen Spukbetroffenen vorkommen, ist nicht genügend dokumentiert. FP sind vielen sozialen und psychischen Stressoren ausgesetzt. Relativ häufig leben sie nur bei einem Elternteil oder bei den Großeltern. Ein Teil der FP legt ein Geständnis über Manipulationen ab. Dies bedeutet in der Regel nicht, dass keine paranormalen Phänomene existierten. Die Übereinstimmung der Daten über FP mit Ergebnissen einer Untersuchung von Roll (z.B. 1977) ist groß.
Schlüsselbegriffe
RSPK – Spukphänomene – Fokusperson – Faktorenanalyse – Auswirkungen des Spuks auf Spukopfer
Zeitschrift für Anomalistik 22 (2022), Nr. 1, S. 136–155
DOI: 10.23793/zfa.2022.136
Vom „Bauernschreck“ der Lavanttaler Alpen bis zu den französischen „Bestien“:
Wie Angriffe geflohener Großkatzen zu Wolfsangriffen umgedeutet werden
Karl-Hans Taake
Zusammenfassung
In den Lavanttaler Alpen in Österreich wurden 1913 Hunderte domestizierter und frei lebender Huftiere, auch mehrjährige Stiere, von Raubtieren getötet; die Angreifer wurden „Bauernschreck“ genannt. Verletzungen an Rindern belegten aufgrund von Krallenspuren sowie anhand der Rekonstruktion von Eckzahn-Abständen, dass manche Tiere von einer oder mehreren Großkatzen angegriffen worden waren; Hunderte Kilogramm schwere Rinder waren vom Angriffsort verschleppt worden. Trittsiegel ließen sich teils Großkatzen zuordnen, teils Wölfen (Canis lupus). Sowohl Löwen (Panthera leo) als auch Wölfe wurden im Gebiet beobachtet; auch Wolfsangriffe auf Huftiere sind belegt. Journalistischen Recherchen zufolge hatte eine Wandermenagerie mit schadhaften Käfigen, zu deren Tierbestand unter anderem eine Löwin mit zwei Jungen und zwei Wölfe gehört hatten, unweit der betroffenen Region Station gemacht. Nachdem die Großkatzenangriffe im Spätherbst 1913 aufgehört hatten, wurde Anfang März 1914 ein Wolfsrüde erschossen. Dieser Wolf gilt seither zumeist als alleiniger Angreifer. Die Erkenntnisse über Großkatzenangriffe werden als Fantastereien abgetan – eine Sichtweise, die Parallelen zur heutigen Wahrnehmung französischer Großkatzenangriffe auf Menschen der Frühen Neuzeit zeigt.
Schlüsselbegriffe
Bauernschreck – Großkatzen – Löwen – Wölfe – Raubtierangriffe – Menagerien – Bestie des Gévaudan
Zeitschrift für Anomalistik 22 (2022), Nr. 1, S. 156–174
Kommentare zu Karl-Hans Taake: Vom „Bauernschreck“ der Lavanttaler Alpen bis zu den französischen „Bestien“: Wie Angriffe geflohener Großkatzen zu Wolfsangriffen umgedeutet werden
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Meret Fehlmann: „Der Bauernschreck“ – als Ausdruck der Ängste und Sorge der Bevölkerung und von der Rolle der Presse
DOI: 10.23793/zfa.2022.156 – Kommentar als PDF -
André Kramer: Der Bauernschreck im Spannungsfeld zwischen Natur- und Kulturwissenschaften
DOI: 10.23793/zfa.2022.160 – Kommentar als PDF -
Michel Meurger: Der Löwenanteil: illusorische Erscheinungen und wiederholte Wegzauberungen
DOI: 10.23793/zfa.2022.164 – Kommentar als PDF
Zeitschrift für Anomalistik 22 (2022), Nr. 1, S. 175–182
DOI: 10.23793/zfa.2022.175
Der Autor antwortet
- Karl-Hans Taake: Bauernschreck und Bête: zweimal sachliche Diskussion, einmal substanzlose Theatralik
Nachrufe
Zeitschrift für Anomalistik 22 (2022), Nr. 1, S. 183
DOI: 10.23793/zfa.2022.183
Alexander Schestag (1973–2022)
{ln:Edgar Wunder}
Rezensionen
Zeitschrift für Anomalistik 22 (2022), Nr. 1, S. 184–189
DOI: 10.23793/zfa.2022.184
Pieter F. Craffert, John R. Baker, Michael J. Winkelman (Eds.) (2021). The Supernatural after the Neuro-Turn
Rezensent: {ln:Gerhard Mayer}
Zeitschrift für Anomalistik 22 (2022), Nr. 1, S. 190–195
DOI: 10.23793/zfa.2022.190
Evelyn Elsaesser (2021). Spontane Kontakte mit Verstorbenen. Eine wissenschaftliche Untersuchung bestätigt die Realität von Nachtod-Kontakten
Rezensent: Adrian Weibel
Zeitschrift für Anomalistik 22 (2022), Nr. 1, S. 196–198
DOI: 10.23793/zfa.2022.196
Jana Rogge, Theo Fischer (2021). PSI.vision Schriftenreihe zu Remote Viewing Vol. 1. Von Star Gate bis heute – CRV nach 3 Jahrzehnten
Rezensent: David Garcia
Zeitschrift für Anomalistik 22 (2022), Nr. 1, S. 199–204
DOI: 10.23793/zfa.2022.199
Sarah Bartels (2021). The Devil and the Victorians
Rezensentin: Meret Fehlmann
Zeitschrift für Anomalistik 22 (2022), Nr. 1, S. 205–209
DOI: 10.23793/zfa.2022.205
Thomas Fischermann, Dzuliferi Huhuteni (2020). Der Sohn des Schamanen. Die letzten Zauberer am Amazonas kämpfen um das magische Erbe ihrer Welt
Rezensent: {ln:Gerhard Mayer}
Corrigendum
Zeitschrift für Anomalistik 21 (2022), Nr. 1, S. 211–218
DOI: 10.23793/zfa.2022.211
Abstracts-Dienst / Literaturspiegel
Frauke Schmitz-Gropengießer, {ln:Gerhard Mayer}