ZfA Band 17 (2017), Nr. 3
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S. 230–234:
Editorial: Grenzen – Überschreitungen
{ln:Gerhard Mayer}
S. 235–260:
Kosmische Kollision in der Frühgeschichte. Der Chiemgau-Impakt: Die Erforschung eines bayerischen Meteoritenkrater-Streufelds
Michael Rappenglück, Barbara Rappenglück, Kord Ernstson
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Zusammenfassung – „Chiemgau-Impakt“ bezeichnet ein Ereignis, das sich in der Bronze-/Eisenzeit mit der Schaffung eines großen Meteoritenkraterstreufeldes durch den Einschlag eines Kometen/Asteroiden in Südostbayern abgespielt hat. Die Forschung ist von Anfang an interdisziplinär angelegt und umfasst u. a. Geologie, Geophysik, Limnologie, Archäologie, Mineralogie, Speläologie, Astronomie und historische Wissenschaften. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass sich im Gebiet zwischen Altötting, dem Chiemsee und dem Alpenrand eine große Katastrophe abgespielt haben muss. Funde von exotischem Material, das teilweise nur in Meteoriten vorkommt, durch höchste Drücke und Temperaturen und Einwirkung von Säure extrem beanspruchte und veränderte Gesteine, verschiedenste ganz ungewöhnliche Kohlenstoff-Modifikationen, Nanodiamanten, geophysikalische Anomalien, enorme, weit verbreitete Bodendeformationen und viele andere Auffälligkeiten können durch die Hypothese eines nacheiszeitlichen Impakts stimmig erklärt werden. Sämtliche in der Forschung geforderten Impaktkriterien konnten nachgewiesen werden. Der Einschlag verbunden mit einem großen Air Blast hat erhebliche regionale und wohl auch überregionale Wirkungen hervorgerufen. Menschen nicht nur aus der Region des Chiemgaus waren Augenzeugen des faszinierenden, schockierenden und verstörenden Ereignisses. Möglicherweise wurden recht genaue Beschreibungen des Ablaufs und der regionalen Auswirkungen sogar im antiken griechischen Mythos des jugendlichen Sonnenwagenfahrers Phaeton geschildert. Der Beitrag erläutert den heutigen (2017) Kenntnisstand und geht kurz auch auf die Forschungsgeschichte ein.
Schlüsselbegriffe: Holozän – Impakt – Krater – Meteorit – Archäologie{/sliders}
S. 261–276:
Konflikte um Realitätskonstruktionen zu regionalen Landschaftselementen am Beispiel der Kontroverse um die Deutung des Tüttensees im Chiemgau als Meteoriten-Impakt
{ln:Edgar Wunder}
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Zusammenfassung – Im ersten Teil des Aufsatzes werden Kontroversen zu behaupteten Meteoriten oder Meteoritenkratern aus einer wissenschaftshistorischen Perspektive dargestellt. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Coon-Mountain-Kontroverse in Arizona sowie Fällen in Deutschland und Österreich. Der Einfluss sozialer Faktoren auf diese Kontroversen wird betont. Im weiteren Verlauf wird die andauernde öffentliche Kontroverse um den postulierten „Chiemgau-Impakt“ in Bayern, bei der der Tüttensee als Meteoritenkrater interpretiert wird, aus einer wissenssoziologischen Perspektive vertieft. Dazu wurden in den Jahren 2010 und 2015 insgesamt 1313 standardisierte Interviews mit der im Chiemgau lebenden Bevölkerung durchgeführt, sowie zur Vergleichszwecken auch im Nördlinger Ries und im Steinheimer Becken, zwei allgemein akzeptierten Meteoritenkratern in Deutschland. Die Mehrheit der in der Nähe des Tüttensees lebenden Bevölkerung ist bereits von dessen Entstehung durch einen Meteoriteneinschlag überzeugt, während die wissenschaftliche Kontroverse noch unabgeschlossen ist.
Schlüsselbegriffe: Meteorite – Meteoritenkrater – Impaktforschung – Wissenschaftsgeschichte – Chiemgau-Impakt – Tüttensee – Nördlinger Ries – Steinheimer Becken – Erwin Rutte – Astrobleme der Frankenalb{/sliders}
S. 277–292:
Vom Ley zur Leylinie. Die Entwicklung eines alternativen archäologischen Konzepts
Ulrich Magin
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Zusammenfassung – Die These eines durchaus anerkannten Laienforschers, des Hereforder Fotografen Alfred Watkins, dass sich vorgeschichtliche Straßen, die Leys, geradlinig durch die Landschaft zogen, wurde in den 1960er-Jahren mit dem Phänomen der UFOs und Ende dieses Jahrzehnts im psychedelischen Umfeld auch als Leylinie mit der Radiästhesie verknüpft. Durch die esoterische Literatur verbreitete sich die Vorstellung von der durch Erdkräfte befruchteten Landschaftslinie immer weiter, ohne dass die Protagonisten dieser Verbreitung noch die Ursprünge dieser Idee kannten. Der Aufsatz zeichnet diese Entwicklung nach.
Schlüsselbegriffe: Geomantie – Landschaftslinien – alternative Geschichtsschreibung – Ley – Leylinie{/sliders}
S. 293–308:
Weltanschauliche Elemente in Dänikens Paläo-SETI
{ln:Jonas Richter}
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Zusammenfassung – Prä-Astronautik oder Paläo-SETI präsentiert sich als grenzwissenschaftliche Forschung über außerirdische Einflussnahme auf die menschliche Entwicklung. Sie beansprucht für sich, Anomalien in der Geschichte besser zu erklären als die einschlägigen Wissenschaften wie z. B. die Archäologie oder Indologie. Die Schriften Erich von Dänikens, des bekanntesten Vertreters der Paläo-SETI, weisen jedoch weltanschauliche und religiöse Elemente auf, die seine Argumentation beeinflussen. Der vorliegende Aufsatz beschreibt einige von Dänikens Vorannahmen und die unter ihrem Einfluss stehenden Verfahrensweisen.
Schlüsselbegriffe: Erich von Däniken – Paläo-SETI – Prä-Astronautik – Literalismus – Weltanschauung – Gottesvorstellung{/sliders}
S. 309–320:
Subjective time distortion during near-death experiences: an analysis of reports
(Subjektive Verzerrung der Zeitwahrnehmung während Nahtoderfahrungen: Eine Analyse von Berichten)
Marc Wittmann, Laura Neumaier, Renaud Evrard, Adrian Weibel, Ina Schmied-Knittel
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Zusammenfassung – In Studien mit Menschen, die in lebensbedrohliche Situation gerieten, schildert der Großteil der Befragten, dass sich die äußeren Abläufe verlangsamten. Zudem berichtet eine Mehrheit der Menschen mit einer Nahtoderfahrung (NTE) von einer Veränderung der subjektiven Zeit. Qualitative Analysen von NTE-Berichten weisen zudem darauf hin, dass die Wahrnehmung von Zeit sehr stark verändert ist, und dass nicht wenige Betroffene dabei ein Gefühl scheinbarer Zeitlosigkeit haben – ein typisches Merkmal von veränderten Bewusstseinszuständen. So auffällig verändert der Zeitsinn während NTE zu sein scheint, gibt es bis heute wenige Studien, die systematisch erfasst haben, wie genau Zeit während NTE verändert ist. Zu diesem Zweck führten wir eine Inhaltsanalyse einer webbasierten Datenbank der Near Death Experience Research Foundation (Forschungsstiftung Nahtoderfahrung) durch, die seit 1998 NTE-Berichte sammelt. Um eine angemessene Zeitspanne abzudecken, wählten wir 196 verfügbare Schilderungen aus drei Zeiträumen aus, nämlich (a) von 1998 bis 2001, (b) das Jahr 2010 sowie (c) Januar bis März 2017. Insbesondere analysierten wir die Antworten auf die Frage nach Veränderungen subjektiver Zeit: „Schien die Zeit schneller zu vergehen oder langsamer?“ Von den 196 Personen antworteten 127 mit einer Veränderung von Zeit (65%). Von diesen 127 Personen berichteten 120 vom Gefühl der Zeitlosigkeit (94%). Die qualitativ ausgewerteten Erzählungen sind Zeugnis über individuell verschiedene Narrative, die dennoch dahingehend interpretiert werden können, dass für die meisten das Gefühl für den Zeitverlauf scheinbar verloren gegangen ist. Unsere Studie bestätigt die anekdotischen Berichte eines extrem veränderten subjektiven Zeiterlebens während einer NTE.
Schlüsselbegriffe: Nahtoderfahrung – subjektive Zeit – Zeitlosigkeit – Online-Studie{/sliders}
S. 321–333:
Athen, 1930: Die Vierte Internationale Tagung für Parapsychologie
Fotini Pallikari
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Zusammenfassung – In den Osterferien des Jahres 1930 (Sonntag, 20. April, bis Sonntag, 27. April) fand in Athen eine internationale Veranstaltung statt, die für das damalige Griechenland einzigartig war. Bedeutende Wissenschaftler/-innen und Gelehrte kamen aus dem Ausland, um an der Vierten Internationalen Tagung für Parapsychologie teilzunehmen. Die drei vorigen parapsychologischen Tagungen fanden in Kopenhagen (1921), in Warschau (1923) und in Paris (1927) statt. Der vorliegende Artikel skizziert die Vorträge sowie die Aktivitäten während der Tagung in Athen.
Schlüsselbegriffe: Geschichte – Parapsychologie – Psychologie – Biografie – Griechenland{/sliders}
S. 334–337:
Fortgesetzte Diskussionen zu früheren Beiträgen
Weitergeführte Diskussion zum Aufsatz Remote Viewing: Eine Proof-of-Principle-Studie von Maximilian Müller und Marc Wittmann, Zeitschrift für Anomalistik, 17 (2017), S. 83–104:
- Ulrich Timm: Kann ein echter ASW-Effekt bei 58% der Probanden auftreten?
S. 338–349:
„Das Wunder in konzentrierter Form“: Fanny Moser und das Charlottenburger Medium Martha Fischer (1866–1943)
Uwe Schellinger
S. 350–357:
Nachruf: Professor Suitbert Ertel (1932–2017). Ein Pionier der Anomalistikforschung in Deutschland
Eberhard Bauer
S. 358–365:
Nachruf: Professor Inge Strauch (1932–2017). „La grande dame“ der europäischen Traumforschung
Eberhard Bauer
S. 356–374:
Tagungsbericht: Im Zeichen (und Schatten) der Tradition. Konferenzbericht zur 60th Annual Convention of the Parapsychological Association (20.–23. Juli 2017, Athen)
{ln:Gerhard Mayer}
S. 375–381:
Tagungsbericht: Alte Geister & neue Medien. Bericht zum 4th International Expert-Meeting on Clinical Parapsychology (26.–27. Mai 2017, Heidelberg)
Sarah Pohl, Ricarda R. Zöhn
S. 382: Corrigiendum
S. 383–402:
Rezensionen
- Henry H. Bauer (2017). Science is not what you think. How it has changed, why we can’t trust it, how it can be fixed
Rezensent: {ln:Gerhard Mayer} - Nicole Bauer (2017). Kabbala und religiöse Identität
Rezensentin: Sarah Pohl - Robbie Graham (Hrsg.) (2017). UFOs: Reframing the Debate
Rezensent: Ingbert Jüdt - Marc O‘Connell (2017). The close encounters man: How one man made the world believe in UFOs
Rezensent: Ulrich Magin - HaJo Fritschi (2017). Warum mag Meister Eckart keine Globuli? Fragen an einen weisen Arzt
Rezensent: {ln:Gerhard Mayer}