ZfA Band 16 (2016), Nr. 3
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S. 275–306:
Schlafparalyse. Phänomenologie – Deutungen – Coping
Max Fuhrmann, {ln:Gerhard Mayer}
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Zusammenfassung – Dieser Artikel gibt eine nach unserer Kenntnis erste transdisziplinäre Übersicht über das Phänomen Schlafparalyse in deutscher Sprache. Die wichtigsten mit diesem Phänomen zusammenhängenden Aspekte werden sowohl aus einer medizinischen und psychologischen, als auch aus einer sozialwissenschaftlichen Perspektive vorgestellt. Schlafparalyse wird (vor dem Einschlafen oder nach dem Aufwachen im Wachbewusstsein) als Zustand einer temporären Lähmung bzw. Bewegungsunfähigkeit erlebt, der in den meisten Fällen von intensiven Halluzinationen sowie Furcht begleitet ist. Nach einer Begriffsklärung werden verschiedene Subtypen und verwandte Schlafstörungen erläutert. Danach wird die Phänomenologie der Schlafparalyse mit ihren Hauptmerkmalen Wachbewusstsein, Atonie, Halluzinationen und Furcht detailliert beschrieben. Verbindungen zu anderen außergewöhnlichen Erfahrungen wie luzide Träume/Klarträume, außerkörperliche Erfahrungen und Erfahrungen der Entführung durch Außerirdische werden thematisiert. Schließlich werden (neuro-)physiologische und psychologische Theorien zur Ätiologie der Schlafparalyse sowie Therapien und Coping-Strategien vorgestellt. Nicht-materialistische und heterodoxe Deutungen und Umgangsweisen für Schlafparalyse (beispielsweise der Glaube an Geister oder Dämonen) werden ebenfalls genannt.
Schlüsselbegriffe: Schlafparalyse – Parasomnien – außergewöhnliche Erfahrungen – heterodoxe Glaubensvorstellungen – außerkörperliche Erfahrungen – luzider Traum – Abduktionserfahrung{/sliders}
S. 307–343:
Animal “Hypnosis” and Waking Nightmares. Biological and Experiential Origins of Malevolent Spirits
(„Tierhypnose“ und wach erlebte Alpträume. Biologische und erfahrungsbasierte Ursprünge bösartiger Geister)
James Allan Cheyne
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Zusammenfassung – Eine zwangsinduzierte Lähmung, die traditionell als Totstellreflex oder tonische Immobilität (TI) bekannt ist wurde gelegentlich als Modell für die furchteinflößende alptraumartige Erfahrung der Schlafparalyse (SP) vorgeschlagen. Allerdings fehlte bislang ein systematischer Vergleich der beiden Phänomene. Als zentrales definitorisches Merkmal beinhalten beide einen Zustand hochgradiger, aber reversibler allgemeiner Atonie (Muskelerschlaffung). TI wird verstärkt durch Furcht und Zeichen der Bedrohung, die mit den Raubtieren assoziiert werden. SP ist verknüpft mit den Übergangsphasen von Wachen und Schlaf und fast immer begleitet von intensiver Angst sowie häufig von Halluzinationen einer bedrohlichen Präsenz gemeinsam mit einer Vielzahl von Empfindungen, die mit Bedrohung und Angriff verbunden sind. Zahlreiche Parallelen zwischen den beiden Phänomenen beinhalten verhaltensbezogene, neurologische, hormonelle und generelle physiologische Merkmale. Vielleicht am faszinierendsten sind die Parallelen zwischen der Phänomenologie von hypnagogen/hypnopompen Halluzinationen während der SP und den Umweltbedingungen und Ereignissen, von denen man weiß, dass sie TI induzieren, potenzieren oder verschärfen. Der Überblick schließt mit zwei spekulativen Hypothesen von Exaptation und Kooption. Zum einen wird argumentiert, dass die Raubtiervermeidungsmechanismen der TI für die REM-Schlafphasen kooptiert und simuliert sein könnten und als Traumbilder in konventionellen Albträumen und als hypnagoge Halluzinationen in SPs auftreten. Zum anderen könnten diese REM-Schlaf-Erfahrungen im Gegenzug sekundär kooptiert werden als erfahrungsbasierte Quellen für kulturabhängige Glaubensvorstellungen von spirituellen Wesen und Welten.
Schlüsselbegriffe: tonische Immobilität – Tierhypnose – Alpträume – Schlafparalyse – Prädation – Geistererscheinungen{/sliders}
S. 344–369:
Wie steht es um Parapsychologie und Anomalistik? Ergebnisse einer Online-Umfrage unter WGFP- und GfA-Mitgliedern
{ln:Gerhard Mayer}
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Zusammenfassung – Harvey Irwin publizierte 2014 die Ergebnisse einer Umfrage unter den Mitgliedern der Parapsychological Association zur Einstellung gegenüber paranormalen Phänomenen und parapsychologischer Forschung. Die vorliegende Studie stellt eine konzeptuelle Replikation mit einer deutschsprachigen, teilweise den besonderen Erfordernissen angepassten Version des Fragebogens mit Mitgliedern der Wissenschaftlichen Gesellschaft zur Förderung der Parapsychologie (WGFP) sowie der Gesellschaft für Anomalistik (GfA) dar. 25 Mitglieder der WGFP und 57 GfA-Mitglieder nahmen an der Umfrage teil. Die Ergebnisse werden zwischen den beiden Gruppen sowie den Daten von Irwin verglichen. Trotz vieler Parallelen zeigen sich auch einige bemerkenswerte Unterschiede. Generell zeigte sich, dass Parapsychologen und Anomalistik-Interessierte keine homogene Gruppe im Hinblick auf die Bewertung der Beweislage und auf ihre Meinungen zu forschungsspezifischen Fragestellungen bilden. Es handelt sich also nicht um leichtgläubige ‚Schafe‘, die unreflektiert alles befürworten, was an paranormalen Behauptungen und ‚Beweisen‘ vorgebracht wird, sondern um eine Gruppe von Personen, deren Einschätzungen oft ein hohes Maß an Varianz zeigen.
Schlüsselbegriffe: Wissenschaftliche Gesellschaft zur Förderung der Parapsychologie – Gesellschaft für Anomalistik – Parapsychological Association – Umfrage – paranormale Glaubensvorstellungen – anomalistische Psychologie – Psi-Phänomene – Beweise für Psi{/sliders}
S. 370–418:
Verschwörung, Praxis, Theorie. Bausteine einer Konspirologie
Alan Schink
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Zusammenfassung – In der Mehrheit sowohl der deutsch- als auch der englischsprachigen akademischen Literatur, die sich dem Phänomen des Verschwörungsdenkens widmet, nimmt der Begriff der Verschwörungstheorie eine herausragende Stellung ein. Dies geht im Umkehrschluss zumeist damit einher, dass die Verschwörungspraxis als dessen engagierte und subjektive Seite nicht angemessen thematisiert wird. Ein Grund dafür ist die, wie ich sie nennen möchte, multiple Verborgenheit der Verschwörungspraxis, die in der Auseinandersetzung mit dem Verschwörungsdenken bislang nicht differenziert behandelt wurde. Vom Phänomen der Verschwörungspraxis ausgehend, wird in diesem Beitrag zunächst begrifflich rekonstruiert, inwiefern sich das Verschwörungsdenken hinsichtlich dreier unterschiedlicher Modi: Verschwörungspraxis, Verschwörungstheorie und Verschwörung, differenzieren lässt. Anhand dieser Unterscheidung wird im Weiteren versucht, einen systematischen epistemologischen Zusammenhang zwischen diesen Begriffen herzustellen, wobei einige Mythen und Einseitigkeiten des bloß theoretischen Verschwörungsdenkens dekonstruiert werden sollen. Neben dem theoretischen und dem praktischen Sinn stehen dabei schließlich die Funktion von Wissen und Nicht-Wissen im Vordergrund. In der hier entwickelten heuristischen Darstellung soll vor allem gezeigt werden, inwiefern die Praxis des Verschwörungsdenkens weniger eine individuelle Pathologie darstellt als vielmehr einen gesellschaftlichen Prozess der Wissenserzeugung. Innerhalb dieses Prozesses stellen Täuschung und Ent-Täuschung nicht nur negative Momente dar, sondern sind zugleich produktive Mittel einer dialektischen Wissensaneignung und Erkenntnisgenerierung.
Schlüsselbegriffe: Verschwörungstheorie – Verschwörungspraxis – Verschwörung – Tiefenpolitik – Theorie – Praxis – Konspirologie – Verborgenheit – Wissen – Nicht-Wissen{/sliders}
S. 419–428:
Das skeptische Leakage-Problem-Argument im verschwörungstheoretischen Diskurs
Kim Schlotmann
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Zusammenfassung – Wenn sie sich mit Verschwörungstheoretikern unterhalten, bringen Verschwörungstheorie-Skeptiker oft ein Argument gegen die Möglichkeit einer jeden Verschwörung vor, das ich das „Leakage-Problem-Argument“ nenne. Es behauptet, dass Verschwörungstheorien a priori falsch seien, da früher oder später einer der Verschwörer die Verschwörung auffliegen und der Öffentlichkeit alles über die geheimen Pläne mitteilen werde. In meinem Artikel werde ich die Schwachstellen dieses Arguments kritisch prüfen und zeigen, dass, obwohl Verschwörungstheorien auf vielerlei Art falsch sein mögen, das Leakage-Problem-Argument nicht geeignet ist, um sie zurückzuweisen.
Schlüsselbegriffe: 9/11 – Byzantinisches Reich – Griechisches Feuer – Kompartimentierung –Leakage-Problem-Argument – Need to know – Verschwörung – Verschwörungstheorien{/sliders}
S. 429–441:
Size Matters. Zwei Tagungsberichte aus den Grenzgebieten der Wissenschaft
{ln:Gerhard Mayer}
S. 442–449:
Bericht zur Fachtagung „Eine Welt voller Verschwörungen? Verschwörungstheorien und -ideologien im Spiegel deutschsprachiger Forschung“ (11.–13.9.2016, Weingarten)
Alan Schink
S. 450–488:
Rezensionen
- Hans Peter Duerr (2015). Die dunkle Nacht der Seele. Nahtod-Erfahrungen und Jenseitsreisen
Rezensent: {ln:Gerhard Mayer} - Simon Bacon, Leo Ruickbie (Eds.) (2016). Little Horrors. Interdisciplinary Perspectives on Anomalous Children and the Construction of Monstrosity
Rezensentin: Christa A. Tuczay - Edward Hofman (2016). Wir sind der Kosmos. Die Grundlagen eines neuen Welt- und Menschenbildes. Jüdische Mystik und moderne Psychologie
Rezensentin: Nicole Maria Bauer - Caroline Watt (2016). Parapsychology. A Beginner’s Guide
Rezensent: Ricarda R. Zöhn - Gustav-Adolf Schoener (2016). Astrologie in der Europäischen Religionsgeschichte. Kontinuität und Diskontinuität
Rezensent: {ln:Gerhard Mayer} - Etzel Cardeña, Steven J. Lynn & Stanley Krippner (Eds.) (2014). Varieties of Anomalous Experience. Examining the Scientific Evidence (2nd Edition)
Rezensent: Michael Tremmel - Sabine Mehne (2016). Der große Abflug. Wie ich durch meine Nahtoderfahrung die Angst vor dem Tod verlor
Rezensent: {ln:Michael Nahm}
S. 489–492:
Sammelrezension
- Lara Mallien, Johannes Heimrath (Eds.)(2008). Was ist Geomantie?
- Lara Mallien, Johannes Heimrath (Eds.)(2009). Genius Loci
- Marco Bischof (2008). Der Kristallplanet
Rezensent: Ulrich Magin
S. 493–497:
Abstracts-Dienst/Literaturspiegel
{ln:Gerd H. Hövelmann}